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Zeitreise: Wie Karl May nach Bad Segeberg kam

 Wer “Bad Segeberg” sagt, muss auch “Karl May” sagen. Seit mehr als 60 Jahren sind die Karl-May-Spiele das Aushängeschild der Stadt und von dort nicht mehr wegzudenken.

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Das Freilichttheater kurz nach seiner Fertigstellung

In den 1930er Jahren ließen die Nationalsozialisten in ganz Deutschland Thingstätten erbauen – so auch in Bad Segeberg. Entworfen hatte das Stadion der Berliner Architekt Fritz Schaller, der bereits die Thingstätte Northeim (heute Waldbühne Northeim) entworfen hatte. Zwischen 1934 und 1937 wurde das Freilichttheater vom Reichsarbeitsdienst erbaut. Am 10. Juli 1937 wurde das Stadion schließlich als “Nordmark-Feierstätte” mit dem Theaterstück “Die Schlacht der weißen Schiffe” eingeweiht. 1945, nach Kriegsende, nahm übrigends General Montgomery seine Soldaten dort in Empfang.

In der Zeit zwischen 1945 und 1950 wurden im Freilichttheater am Kalkberg Boxkämpfe veranstaltet, bei dennen sogar Max Schmeling als Ringrichter agierte. 1980 wurde er dafür von den Karl-May-Spielen zum “Ehrenhäuptling” ernannt. Er erhielt dazu den stolzen Namen “Sicheres Auge”.

Das Plakat für die ersten Karl-May-Spiele, damals noch “Winnetou-Festspiele” genannt

1952 schlug dann die Geburtsstunde der Karl-May-Spiele. Doch begonnen hatte alles eigentlich schon zwei Jahre vorher – 1950. Der Oberspielleiter Robert Ludwig aus Lübeck wollte schon damals “Winnetou” in Bad Segeberg auf die Bühne bringen. Doch aufgrund von Zeitmangel wurde nichts daraus – die Vorbereitungszeit war einfach viel zu kurz gewesen. Im Frühjahr 1952 unternahm Ludwig dann einen zweiten Anlauf und tratt erneut an die Stadt heran. Doch es hatte bereits eine Hamburger Schauspielgruppe der Stadt den Vorschlag unterbreitet, am Kalkberg “Nibelungen-Festspiele” zu veranstalten. Doch Robert Ludwig hatte Glück und die Stadtväter entschieden sich am 2. April 1952 anstelle von Siegfried für Winnetou. Es sollten also tatsächlich “Winnetou-Festspiele” in Bad Segeberg stattfinden. Das Buch schrieben damals Ludwig Körner und Roland Schmid. Als Vorlage diente die “Winnetou-Trilogie”. Die Inszenierung “Winnetou” beeinhaltete neben der Blutsbrüderschaft nämlich auch Winnetous Tod.

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Andere Zeiten – andere Werbung

Der Inhalt des Stücks war in etwa wie folgt: Es kommt zu der Blutsbrüderschaft von Winnetou und Old Shatterhand – außergewöhnlich dabei war, dass man die Klekih-Petra-Episode einfach komplett übersprungen hatte. Dannach folgt die Ermoderung von Intschu-Tschuna und Ntscho-Tschi durch den Gangster Frederick Santer, der Winnetou und Old Shatterhand jedoch entkommen kann. Jahre nach dem Verbrechen treffen sich die Blutsbrüder bei einem Siedlertreck, der auf Veranlassung Santers von den Kiowas überfallen werden soll. Winnetou tötet Santer, wird aber von dem Kiowa-Häuptling Tangua tödlich getroffen. Old Shatterhand rächt seinen Blutsbruder.

Die Rolle des Winnetou wurde 1952 von Hans-Jürgen Stumpf übernommen. Old Shatterhand wurde von Hans Joachim Kilburger gespielt. Die Festspiele wurden zu einem großen Erfolg. 98.400 Besucher fanden damals den Weg nach Bad Segeberg. Es stand also außer Frage, dass im Sommer 1953 ebenfalls Winnetou-Festspiele stattfinden würden. Also führte man im Folgejahr erneut das Stück “Winnetou” mit einem jedoch leicht veränderten Ensemble auf.

Im dritten Jahr wurde Wulf Leisner der neue Intendant der Spiele und brachte „Der Schatz im Silbersee“ auf die Bühne. Es erfolgte außerdem die Umbenennung in “Karl-May-Spiele”. In den Jahren darauf kamen zudem hin und wieder Karl-May-Stücke auf die Bühne, die nicht im Wilden Westen, sondern im Orient oder Südamerika spielten (“Hadschi Halef Omar”, “In den Schluchten des Balkan”, “Durch die Wüste”, “Das Vermächtnis des Inka” oder “Durchs wilde Kurdistan”). Der Grundstein für viele wilde Jahre war gelegt…

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Bildnachweise: Film “Eine Stadt auf dem Kriegspfad”, Programmheft 1962 u. 1977
Artikel: Philipp

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