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Bad Segeberg: Zweiter Besuch bei “Winnetou I – Blutsbrüder” und 200.000. Besucher

Mein erster Artikel hier auf dem Festspielbrief drehte sich um das Statisten-Casting, welches ich damals zum ersten Mal besucht habe. Wenn ich jetzt darauf zurückblicke, muss ich sagen, ich würde sicher den Text anders schreiben. Aber eines gefällt mir noch immer. Der Text war persönlich, spiegelte meine eigene Meinung wider, etwas was in letzter Zeit hier auf dem Festspielbrief in meinen Artikeln zu kurz gekommen ist. Relativ schnell war somit der Vorsatz gefasst, in dieser Saison wieder mehr darauf zu achten. Einen Anfang stellte bereits der Bericht über die Generalprobe im Juni dar. Der nun folgende Text ist ein weiterer Teil. Wie oft ihr euch auf solche längeren Texte freuen könnt, kann ich nicht sagen. Dazu muss man aber vielleicht auch wissen, in dem folgenden Artikel stecken um die zwei Stunden Arbeit. Schreiben, korrigieren, noch einmal durchlesen, Unstimmigkeiten finden, erneut lesen … Aber es macht mir auch immer wieder viel Spaß und ich hoffe, ihr habt beim Lesen eben soviel Spaß!
In diesem Sinne …

Am 3. August war es so weit. Nachdem ich bereits die Generalprobe besucht hatte, stand noch einmal ein Besuch am Kalkberg auf dem Programm. Zwei Besuche (zählt man die große Pressekonferenz im Sommer mit, sogar drei) zählen für mich inzwischen schon seit einigen Jahren im Sommer fest dazu. Neben der Neugierde, ob sich vielleicht wieder Kleinigkeiten im Stück geändert haben würden, kam dieses Jahr noch ein weiterer Punkt dazu. Der 200.000. Besucher wurde in der Abendvorstellung erwartet! 5 Tage Urlaub, einen Rundflug über Schleswig-Holstein und freien Eintritt im nächsten Jahr, da würde ich doch nicht nein sagen.
Aber nein, ich werde auch nächstes Jahr wieder ganz normal meine Karten kaufen müssen, über den Gewinn durfte sich dieses Jahr Eric Schauer aus Struvenhütten freuen, der die Karl-May-Spiele zum ersten Mal besuchte. An dieser Stelle auch von mir einen herzlichen Glückwunsch!

Foto: Karl-May-Spiele/Claus Harlandt

Aber der Reihe nach. Das gesamte Team der Karl-May-Spiele wird es bestätigen können, dieser Juli war bei uns im Norden bisher ziemlich nass. Und wie der Juli aufhörte, so begann auch der August. Noch in der Nachmittagsvorstellung soll es wohl 20 Minuten kräftigen Regen gegeben haben und dementsprechend stellte ich mich darauf ein, dass es dieses Jahr wieder einmal eine nasse Vorstellung geben würde. Wenn man seit 2001 keine Saison am Kalkberg ausgelassen hat, ist man, was Regenwetter angeht, natürlich zwangsweise mehr oder weniger erfahren. Also zum obligatorischen Cowboy Hut auch noch die Regenjacke eingepackt und eine Hose zum Wechseln ins Auto gelegt. So sollte einem schönen Abend im Wilden Westen von Bad Segeberg nichts mehr im Wege stehen. Dachte ich zumindest … hatte den Plan aber ohne den Besucherandrang gemacht. Statt wie eigentlich angepeilt der Parkplatz P3 wurde es P4 und der Weg zum Kalkberg somit länger als eingeplant. Aus der halben Stunde vor Vorstellungsbeginn wurden nur noch 15 Minuten. Aber egal, ein kurzer Besuch Ekkehard Bartsch, wo ich mich noch mit dem aktuellen Plakat eindecken wollte, musste sein, genauso wie ein kurzer Abstecher in Richtung Pommes.
Zu »Country Roads« hab ich es dann auch noch gerade so pünktlich auf meinen Sitzplatz geschafft und freute mich auf die vor mir liegende Vorstellung.

Bereits bei der Generalprobe fiel es mir auf und nun wurde es mir auch von meiner Bekannten bestätigt, man merkte noch einmal einen deutlichen Unterschied in der Inszenierung im Vergleich zum letzten Jahr. Mit Nikolas König ist ein Regisseur am Werk, der die Bühne wie seine Westentasche kennt. So blieb trotz schnellem Erzähltempo immer wieder Zeit für Szenenapplaus und die Kulissen wurden ausgiebig bespielt. Auch in diesem Jahr ist es den Verantwortlichen gelungen, eine wirklich starke Truppe zusammenzustellen. Neben den »Alten Hasen« Joshy Peters, Harald P. Wieczorek und Stephan A. Tölle wussten auch die weiteren Schauspieler zu überzeugen.
Alexander Klaws scheint in seinem mittlerweile dritten Jahr als Winnetou endgültig in seiner Rolle angekommen zu sein. Es war eine Freude, ihn in den Kämpfen zu beobachten. Als junger Winnetou macht er dieses Jahr Eindruck.
Wie ich bereits in meinem Bericht über die Generalprobe geschrieben hatte, wurde mit Bastian Semm ein Old Shatterhand gefunden, bei dem man sich nur wünschen kann, dass es nicht sein letztes Jahr am Kalkberg sein wird. Zusammen mit Nadine Menz sorgte er auch dieses Mal wieder für feuchte Augen im Publikum. So gefühlvoll wie die beiden die Liebesgeschichte in diesem Jahr spielen, bin ich mir sicher, dass ich nicht der einzige bin, der sich gewünscht hätte, dass das Stück dieses eine mal doch anders ausgehen würde. Aber nein, auch wenn in Bad Segeberg »Frei nach Karl May« gespielt wird, so bleibt dieser stille Wunsch doch unerfüllt.


Was mich zu einem Schauspieler bringt, bei dem ich mich sehr gefreut habe, als bekannt wurde, dass er in diesem Jahr den Piratenhut an den Nagel hängt und in den Wilden Westen übersiedelt: Dustin Semmelrogge. Diejenigen, die schon länger im Sommer nach Bad Segeberg pilgern, werden sich bestimmt an den »Schatz im Silbersee« 2009 erinnern, wo Martin Semmelrogge sein Unwesen als Cornell Brinkley am Kalkberg trieb. Einige Jahre später verschlug es uns vom Festspielbrief zu den Piraten nach Grevesmühlen wo Sohn Dustin Semmelrogge lange Zeit in der Rolle des »Israel Hands« auf der Seite der Guten kämpfte. Seit dem hegte ich die Hoffnung, ihn vielleicht auch einmal im Wilden Westen zu erleben. Diese Hoffnung hat sich in diesem Jahr erfüllt und das Warten hat sich definitiv gelohnt. Auch bei ihm bleibt mir nur zu sagen, ich würde mir wünschen ihn in Zukunft wieder einmal in Bad Segeberg zu sehen, da wird sich sicher noch die eine oder andere Bösewicht Rolle finden!
Im letzten Jahr hatte ich das Glück, ihn als Winnetou erleben zu dürfen. Eine Darbietung, die in Erinnerung bleiben wird und bei der man sich nur wünschen kann, dass er die Silberbüchse nicht zum letzten Mal in die Hand nehmen durfte. Die Rede ist natürlich von Sascha Hödel. In der neuen Inszenierung übernimmt er nun die ungewöhnlich groß angelegte Rolle des Pida, seines Zeichens Häuptlingssohn der Kiowa. Wie bereits in den letzten Jahren weiß er sowohl in den Kämpfen als auch später, wo er sich von seinem Vater Tangua lossagt und sich auf die Seite der Apachen stellt zu überzeugen. Mit ihm wächst immer mehr eine neue Identifikationsfigur und ein Publikumsliebling am Kalkberg heran.
Nicht vergessen werden sollen hier aber natürlich auch Volker Zack als Sam Hawkins und Livio Cecini als Will Parker, die zusammen mit Stephan A. Tölle (Dick Stone) das lange Zeit am Kalkberg vermisste Kleeblatt bilden. Wenn die Titelmusik von »Mission Imposible« erklingt und Cecini mit den Worten »Na ja, es ist so eine Art unmögliche Mission …« beginnt seinen Plan für die Befreiung von Sam zu erläutern, spätestens dann haben die drei die Lacher auf ihrer Seite.

Und das Wetter? Da hat tatsächlich mitgespielt und bis auf ein paar wenige Tropfen während der Sterbeszene von Nscho-tschi und Intschu-tschuna (selbst das Wetter war also gerührt) blieben wir trocken. Ein gutes hatte der verregnete Juli letzten Endes aber doch noch. Nach langer Zeit, ich glaube, es war 2018, gab es für mich nach der Vorstellung mal wieder ein Feuerwerk. Ob es ein gutes Feuerwerk war oder nicht, da lässt sich sicherlich drüber streiten. Für mich gehört es allerdings zu einem gelungenen Abend im Wilden Westen dazu.
Jetzt heißt es dann also für mich auch wieder, warten. Warten auf die nächste Saison, dann schaffe ich es hoffentlich auch wieder zur Pressekonferenz und wenn alles klappt, sollte im nächsten Jahr auch mal wieder ein Besuch der Premiere drin sein.

Wer es dieses jahr noch nicht geschafft hat, dem kann ich nur ans Herz legen sich noch einmal nach Karten für die verbleibenden 3 Spielwochen umzusehen. Gespielt wird “Winnetou I – Blutsbrüder” noch bis zum 3. September immer Donnerstags bis Freitags um 15 Uhr und 20 Uhr, sowie Sonntags um 15 Uhr.

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